Was sind digitale Produktpässe und warum werden wir noch viel davon hören?

Am 30. März hat die EU einen Vorschlag für eine Verordnung über die umweltgerechte Gestaltung nachhaltiger Produkte vorgelegt, der dazu führen wird, dass Hersteller verpflichtet werden, für alle ihre Produkte digitale Produktpässe zu erstellen und zu pflegen. Nach dem Pilotprojekt für den Batteriesektor werden die Schwerpunktsektoren Elektronik, Textilien, Möbel und Bauwesen sein. Der DPP wird Produktinformationen enthalten, einschließlich einer eindeutigen Produktkennung und eines Bildes, und über einen Datenträger, z. B. einen QR-Code, zugänglich sein.

Wir sind uns alle einig, dass wir in unserem persönlichen Leben und für die Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen, für die wir arbeiten, nachhaltigere Entscheidungen treffen müssen. Aber wie sollen wir das tun, wenn die Informationen, die uns die Lieferanten zur Auswahl des richtigen Produkts zur Verfügung stellen, unvollständig, manchmal veraltet, vielleicht nicht überprüft oder sogar irreführend sind? Ein großes Einzelhandelsunternehmen gab kürzlich an, dass bei 70 % der von ihm verkauften Produkte die Angaben falsch waren oder fehlten!

Ohne die richtigen Informationen und die Möglichkeit, Äpfel mit Äpfeln anhand einer vereinbarten Produktnorm zu vergleichen, kann man keine nachhaltige Entscheidung treffen. Die Europäische Union stellt sich dieser Herausforderung im Rahmen ihres umfassenderen "European Green Deal", mit dem sie eine Kreislaufwirtschaft anstrebt. Um dies zu erreichen, werden relevante Produktinformationen benötigt, und zwar nicht nur beim Kauf, sondern in der gesamten Lieferkette und während des gesamten Produktlebenszyklus.

Der EU-Vorschlag für die Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (weitere Informationen finden Sie hier) sieht vor, dass die Hersteller für alle ihre Produkte digitale Produktpässe erstellen und pflegen müssen. Der DPP enthält Produktinformationen, einschließlich eines eindeutigen Produktidentifikators und eines Bildes, und ist über einen Datenträger, z. B. einen QR-Code, zugänglich. Die Anforderungen sind nachstehend im Einzelnen aufgeführt.

Anforderungen für digitale Produktpässe

  • Er ist über einen Datenträger mit einem eindeutigen Produktidentifikator verbunden.
  • Der Datenträger muss sich physisch auf dem Produkt, seiner Verpackung oder auf den dem Produkt beigefügten Unterlagen befinden.
  • Der Datenträger und der eindeutige Produktidentifikator müssen der Norm ("ISO/IEC") 15459:2015 entsprechen.
  • Alle im Produktpass enthaltenen Informationen müssen auf offenen Standards beruhen, in einem interoperablen Format entwickelt werden und maschinenlesbar, strukturiert und durchsuchbar sein.
  • Die im Produktpass enthaltenen Informationen müssen sich auf das Produktmodell, die Charge oder den Artikel beziehen.
  • Der Zugang zu den im Produktpass enthaltenen Informationen ist für die Verbraucher und die Mitglieder der Lieferkette auf der Grundlage der jeweiligen Zugangsrechte frei. Zugelassene nationale Behörden werden ebenfalls Zugang haben, um die Produktüberprüfung zu erleichtern.
Zeitangaben

Obwohl das Konzept also bereits steht, muss noch viel Arbeit geleistet werden, bevor die DPPs Realität werden. Jeder Produktsektor muss sich auf die Art der Produktinformationen einigen, die in den Pässen enthalten sein sollen, wobei eine enge Verbindung zu den bestehenden Produktnormen bestehen muss. Derzeit geht man davon aus, dass die vorrangigen Sektoren im Jahr 2024 bereit sein werden, was bedeutet, dass die Produkthersteller in diesen Sektoren in den nächsten Monaten über den Prozess der Erstellung ihrer digitalen Pässe nachdenken sollten.

Beispiel für einen komplexen Sektor

In der EU gibt es heute eine standardisierte Methode zur Berechnung des Produktumweltfußabdrucks (PEF), die jedoch nicht ausreicht, um den komplexen Produktvarianten gerecht zu werden, die für das EPP in einigen Sektoren erforderlich sind. Der DPP wird den ökologischen Fußabdruck jeder einzelnen Variante benötigen. Es wird auch das spezifische Image für jede Variante benötigen. Es ist nämlich vorgesehen, dass der DPP Teil der Ausschreibungs- oder Angebotsunterlagen wird. Dies stellt eine echte Herausforderung für den Möbelsektor dar:

Herausforderungen des Digitalen Produktpasses in der Möbelindustrie

Angesichts dieser Komplexität ist es schwierig, eine praktikable Lösung für die gesamte Lieferkette zu finden, ohne die Systeme von Lieferanten und Einzelhändlern zu verbinden. Genau hier setzt das Geschäftsmodell von Xeris an. Wir verfügen über eine Cloud-Plattform namens X-TRADE, die eine Verbindung zu den Systemen der Hersteller herstellt, ihre Produktinformationen gemäß den GS1-Grundsätzen und allen erforderlichen Industriestandards strukturiert und diese Informationen dann an die individuellen Anforderungen des Systems des Einzelhändlers anpasst, indem sie mit dessen Systemen verbunden wird. Schließlich automatisieren wir den gesamten Prozess. Die Möglichkeit, über strukturierte Daten des Herstellers zu verfügen, macht Innovationen wie den digitalen Produktpass zu einer praktikablen Lösung, da wir die Produkte auf der Detailstufe der Varianten konfigurieren können.

Flussdiagramm der Produktdaten

Im folgenden Beispiel decken wir durch die Möglichkeit, die Produkte zu konfigurieren, alle Varianten des Produkts ab. Wir haben auch alle Daten über die Stoffoptionen gesammelt, so dass dieses ursprüngliche Modell mit 26 Varianten auch in 101.552 Varianten verkauft werden kann. Jede Variante ist durch eine eindeutige GTIN-Nummer gekennzeichnet, die auf Anfrage generiert wird. Dieses Beispielmodell ist außerdem mit dem Nordic Ecolabel ausgezeichnet und verfügt über eine EPD. Um diese Daten zu kombinieren, verwenden wir eine GMN - Global Model Number

Variantengenerator für Möbelprodukte in X-Trade by Xeris - Materialauswahl
Variantengenerator für Möbelprodukte in X-Trade by Xeris - Stoffauswahl

Was die Bilder betrifft, so können wir ein 3D-Objekt verwenden, um alle variantenspezifischen Bilder zu erstellen, die der digitale Reisepass benötigt.

Digital Model Passport

Da X-TRADE digital mit EPD Norway verknüpft ist, können wir nun die Produktinformationen auf Variantenebene, das Variantenbild und die EPD-Daten zu einem digitalen Produktpass mit einem QR-Code kombinieren.

Nicht alle Industriezweige haben die gleiche Komplexität an Varianten wie die Möbelindustrie. Aber die Bereitstellung von Informationen in der richtigen Struktur für Branchenportale oder zur Erfüllung der spezifischen Anforderungen jedes einzelnen Kunden bringt eigene Komplexitäten mit sich. Diese werden derzeit von den Herstellern manuell verwaltet, und es ist daher äußerst schwierig, sicherzustellen, dass sie jeweils über aktuelle und genaue Informationen in dem Format verfügen, das die Portale und Kunden benötigen.

Strukturierte, gemeinsam nutzbare Produktinformationen sind eine Voraussetzung für eine Kreislaufwirtschaft. Es bleibt noch viel zu tun, bis funktionierende digitale Produktpässe in den prioritären Branchen der EU Realität sind, aber die Technologie ist verfügbar, und die ersten Anwender beginnen schon jetzt mit der Erforschung von Lösungen

Xeris bewirbt sich für EU-Projekte im Zusammenhang mit dieser Entwicklung und lädt Hersteller ein, sich gemeinsam mit uns daran zu beteiligen.



ANMERKUNGEN: 

Zur weiteren Lektüre empfehlen wir die GS1 Publikation: "EU Digital Product Passport: Zeit zum Handeln".

Veröffentlicht:

August 2, 2022